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Kalender
Wer am Ende des Jahres nach einem passenden Weihnachtsgeschenk sucht und keine Socken oder andere verdächtige Objekte in Betracht zieht, für den kommen eventuell Kalender in Frage. Ein Landschafts-Kalender von mir für das kommende Jahr 2019 kann in zahlreichen stationären Buchhandlungen, direkt auf der Seite des Verlages, oder ebenfalls online z.B. bei Amazon erworben werden.
Deutsche Landschaften erschienen im Stürtz Verlag. Sechs Fotos sind vom Landschaftsfotografen Tobias Richter, die anderen sechs sind von mir.
Der Kalender zeigt die folgenden Motive:
Den Leuchtturm Westerheversand (Halbinsel Eiderstedt), das Wettersteingebirge, die Kirschblüte im Eggenertal (Markgräflerland), Bärlauchblüte im Nationalpark Hainich, den Schrecksee in den Allgäuer Alpen, das Gartenreich Dessau-Wörlitz, die Kreidefelsen, den Nationalpark Jasmund (Rügen), die Lüneburger Heide, einen Fließ im Spreewald, eine Insel im Eibsee, die Schrammsteine und Falkenstein im Nationalpark Sächsische Schweiz und die verschneite Landschaft im Nationalpark Harz.
Kunstdrucke
Wandbilder als Weihnachtsgeschenke kommen für den ein oder anderen auch in Frage, zumal es für jedes Budget reizvolle Angebote gibt, die (eigenen) vier Wände entsprechend individueller Vorlieben zu dekorieren. Fotos von mir können als Kunstdrucke auf verschiedenen Materialien (Poster, Leinwand, Alu Dibond, Arcrylglas) und Größen entweder bei Kollektion Wiedemann, 3aART, OhMyPrints oder direkt über meinen Shop erworben werden.
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Ab sofort sind ausgewählte Fotos von mir bei der Kollektion Wiedemann als Kunstdrucke (beispielsweise auf Acryl Glas oder Alu Dibond) erhältlich. Diese können entweder online oder in einer der über 50 Partnergalerien in Deutschland und der Schweiz erworben werden.
Die Fotos können ab einer Größe von 75 x 50 cm und mit einem rückseitig angebrachten Abstandshalter wahlweise in drei Ausführungen bestellt werden:
Aluminiumoptik (3 mm Aludibond – gebürstete Aluminiumoberfläche)
Seidenmatt (3 mm Aludibond – glatte, weiße Oberfläche)
Hochglänzend (3 mm Acrylglas)
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Containerterminals
Im vergangenen Jahr konnte ich Luftbilder von der Stadt Hamburg anfertigen und war von der schieren Größe der Hansestadt überwältigt. Insbesondere die Container Terminals haben eine unvorstellbare Dimension. Erst aus der Vogelperspektive wird geradezu augenfällig klar, warum Deutschland (wieder) Exportweltmeister ist. Die Masse an Containern und diese riesigen Containerschiffe sind einfach gewaltig! Die Zahl der (Container) Terminals im Hamburger Hafen beziffert sich auf 22! Der Gesamt-Umschlag im Jahre 2015 liegt bei 137,8 Millionen Tonnen, sowie 8,8 Mio. TEU (Einheiten) Containerumschlag! Eine interaktive Karte, die alle Umschlagsanlagen (Container, Mehrzweck oder Massengüter) und Anlegestellen farblich unterscheidbar zeigt, findet man auf der offiziellen Seite des Hamburger Hafens. Des weiteren kann man sich auf diesem Portal alle derzeit anwesenden Schiffe und die zu erwartenden Schiffe anzeigen lassen und sogar nach Typen filtern! Wenn es ein Symbolbild für den Handel im 21. Jahrhundert gibt, dann die von den tausenden bunten Containern, die von oben wie Legosteine aussehen. Die Bilder in der Slideshow am Ende des Beitrags illustrieren sehr schön die Dimension der Container Terminals. Als weiteres illustratives Beispiel, wie die Container über ein Terminal wandern, sei folgende Animation des Hamburger Container Terminals „Tollerort“ empfohlen. Zudem ist dieser 3D-Hafen des Anbieters von Hafenkränen für den Containerumschlag Konecrane ebenso anschaulich, um die Funktionsweise nachzuvollziehen (Flash erforderlich).
Die größten Containerhäfen in Europa 2015 in 1000 TEU (Standardcontainer)
Quelle: Entscheidung mit Tiefgang. Urteil zur Elbvertiefung. Spiegel Online Mi 08.02.2017
HafenCity
Zu Hamburg gehören aber nicht nur die Terminals, sondern auch die HafenCity, welche ich natürlich ebenfalls aus der Vogelperspektive fotografieren wollte. Die HafenCity wird in drei Abschnitte unterteilt, welche wiederum in insgesamt zehn unterschiedlichen Quartieren aufgeteilt ist: Westliche, Zentrale und östliche HafenCity. Die zehn Quartiere sind: 1. Am Sandtorkai / Dalmannkai 2. Am Sandtorpark / Grasbrook 3. Strandkai (westliche Hafencity) 4. Überseequartier 5. Brooktorkai / Ericus 6. Elbtorquartier 7. Am Lohsepark (zentrale Hafencity) 8. Oberhafen 9. Baakenhafen 10. Elbbrücken (östliche Hafencity)
Viele Teile sind bereits fertiggestellt, jedoch gibt es noch so einige Baustellen. Insbesondere die östliche HafenCity ist noch nicht fertig gestellt und gleicht Anfang 2017 noch einer Sandwüste. Auch das Kreuzfahrtterminal im Quartier Strandkai (oder später zu Überseequartier gehörend – Angaben unterschiedlich) ist derzeit noch Provisorium und soll 2018 durch ein Gebäude mit wellenförmig geschwungener Fassade ersetzt werden. Im Überseequartier sollen dieses Jahr die Bauarbeiten beginnen, da viele Jahre nach der Finanzkrise 2008 ein neuer Investor (französischer Immobilienkonzern Unibail-Rodamco) gefunden wurde. Bei planmäßigem Voranschreiten der Bauvorhaben soll im Jahr 2012 alles fertig gestellt sein. Die HafenCIiy ist also architektonisch gesehen äußerst reizvoll und wird mich daher noch für so einige zukünftige Fotoflüge animieren. Spätestens wenn alles fertig gestellt ist, will ich die komplette HafenCity (final) fotografieren.
Kontorhausviertel
Das Kontorhausviertel mit dem Chilehaus, dem Meßberghof, Sprinkenhof und Mohlenhof gehört seit 2015 ebenso wie die Speicherstadt zum Weltkulturerbe und ist damit die 40. Welterbestätte in Deutschland. Die UNESCO erachtet das in den 1920er und 30er Jahren erbaute Kontorhausviertel als Beispiel für moderne Architektur und Städtebau. Es gilt als das erste reine Büroviertel Europas und das Kontorhaus somit als Vorläufer der heutigen Bürohäuser. Kontorhäuser wurden von 1886 bis zum zweiten Weltkrieg als Bürohaus für (Handels-) Unternehmen entworfen und gebaut. Und auch heute werden die Kontorhäuser hauptsächlich gewerblich genutzt: Firmensitze von mehr als 700 Unternehmen, Hafenbüros, Geschäftsräume der Reedereien, Büros, Fachgeschäfte, Galerien, 30 bis 40 Restaurants und Cafés. Die Kontorhäuser wurden seinerzeit u.a. aus roten Bockhorner Klinkern (Backsteinen/Ziegeln) gebaut, wodurch die charakteristischen rotgebrannten Klinkerfassaden entstanden. Der Bockhorner Lehm aus Bockhorn (Friesland) verleiht den Ziegelsteinen, den Bockhorner Klinkern, seine besondere Farbe. Anscheinend gibt es diese Farbe nur in dieser Region. Die Firma Bockhorner Klinkerziegelei Uhlhorn GmbH & Co.KG (http://bockhorner.de) stellt beispielsweise seit 1906 nur diese spezielle Ziegelsorte her. Der Architekt Fritz Höger verwendete dieses Baumaterial z.B. für das Chilehaus. Die Kontorhäuser gehören mit ihrer Backsteinfassade zum so genannten „Klinkerexpressionismus“ bzw. „Backsteinexpressionismus“. Regionale Zentren des Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Backsteinexpressionismus waren Hamburg, Hannover, Bremen, das Oldenburger Land und das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet. Das Kontorhausviertel stellt also eine Mischung aus hanseatischem Stil, dem entsoprechenden Flair, alter Kaufmannstradition und Geschichte dar. Drei Kontorhäuser des Viertels habe ich auf folgendem Luftbild markiert und zusätzliche Informationen bereitgestellt:
Luftbild Hamburg Kontorhausviertel mit Chilehaus, Sprinken- & Meßberghof
Hamburger Speicherstadt
Natürlich durfte bei den Luftbildaufnahmen auch die Speicherstadt nicht fehlen, zumal diese einer der Hauptgründe für das Shooting war. Denn sie ist nicht nur rein optisch interessant sondern ein richtiger Superlativ – der weltweit größte zusammenhängende Lagerhauskomplex bzw. das größte Waren- und Kontorhausensemble. Dazu noch UNESCO Weltkulturerbe, denn die auf Eichenpfählen erbaute Speicherstadt ist bis dato unverändert erhalten. Weitere Gründe für den Welterbestatus ist die Tatsache, dass die fünfzehn Gebäude der Speicherstadt das rasante internationale Handelswachstum zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert symbolisieren, ja geradezu ein Abbild dessen seien sollen.
Errichtet wurde die Speicherstadt in neogotischer Backsteinbauweise / wilhelminischer Backsteingotik zwischen 1888 und 1914. Nach längeren Verhandlungen mit dem Reichskanzler Bismarck kam es im Jahre 1881 (/1882) zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich zum so genannten Zollanschlussabkommen, in welchem Hamburg im Gegenzug für das Eintreten in das Reichszollgebiet bzw. der Integration in das Deutsche Kaiserreich die Einrichtung eines Freihafens zugestanden wurde. Für dessen Bau bekam Hamburg vom Deutschen Reich eine finanzielle Förderung von 40 Millionen Reichsmark – die Baukosten betrugen insgesamt 106 Millionen. Im Bereich des Freihafens konnten nun Importgüter zollfrei gelagert und veredelt werden. Vor der Reichseinigung, vor dem Beitritt zum deutschen Zollgebiet, war die reichsfreie Hansestadt Hamburg komplett zollfreies Staatsgebiet. Die Speicherstadt war nun Teil bzw. Kern des neuen Freihafens und wurde 1888 eingeweiht, jedoch erst 1914 endgültig fertig gestellt. Mehr Informationen über die Geschichte Hamburgs und des Hamburger Hafens bzw. der Speicherstadt erhält man auf dem Hamburger Bildungsserver (http://bildungsserver.hamburg.de/der-historische-ort/) oder auf der Online Präsenz der Hamburger Hafen und Logistik AG (https://hhla.de/de/historie/ueberblick.html). Seit 2003 hat die Speicherstadt nicht mehr den Status eines Freihafens, und seit dem Jahre 2012 ist sie nicht mehr Hafengebiet. Heute sind dort u.a. (Werbe-) Agenturen, Verlage, Museen, Gastronomiebetriebe oder das Miniatur Wunderland untergebracht.
Doch Hamburg ist zu groß und hat zuviel Interessantes zu bieten, als dass man alles vollständig aus der Luft innerhalb eines Fluges fotografieren kann. Deshalb folgen in Zukunft weitere Flüge…
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Im Jahre 2015 konnte ich zum ersten mal Luftbilder von der Stadt Hildesheim anfertigen und habe dabei wieder einmal festgestellt, dass von oben verschiedene Phasen einer Stadtentwicklung zu Erkennen sind. Dieses Entdecken von Mustern und Regelmäßigkeiten macht für mich eine wesentliche Faszination der Luftbildfotografie aus. Im Fall der Stadt Hildesheim ist aus der Vogelperspektivegerade eine gewisse Ordnung besonders deutlich anhand eines Stadtteils zu erkennen. Zum Zeitpunkt des Anfertigens meiner Luftbilder habe ich mich zuvor noch nicht so intensiv mit der historischen Stadtentwicklung Hildesheims, mit Schwerpunkt der Topographie, beschäftigt. Doch im Rahmen meines geschichtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Göttingen nutzte ich die mir bietende Gelegenheit, sich näher mit der städtebaulichen Entwicklung Hildesheims zu beschäftigen. Die Stadtentwicklungen einzelner Städte üben seit längerem eine Faszination auf mich aus und die Beschäftigung mit diesem Thema in einem wissenschaftlichen Rahmen passte vom Zeitpunkt her perfekt mit dem Anfertigen der Luftbilder. Damit ergaben sich quasi zur richtigen Zeit Schnittpunkte mit meinem Studium und meiner Tätigkeit als Fotograf und zufälligerweise ist in genau diesem Jahr 2015 das 1200-jährige Hildesheimer Stadtjubiläum! Anlässlich des Jubiläums zeigte das Römer und Pelizaeus-Museum Hildesheim vom 29.März bis zum 4.Oktober 2015 die Sonderausstellung Hildesheim im Mittelalter – Die Wurzeln der Rose. Einen Besuch dieser Ausstellung rundete meine Beschäftigung mit der Topographie der Stadt Hildesheim ab.
Zwar beschäftigte ich mich in meinem Studium ausgehend von der Topographie (Ortsbeschreibung) der Stadt Hildesheim, vorwiegend vom 11. bis 13. Jahrhundert, schwerpunktmäßig mit der Frage, welche gesellschafts-politischen Prozesse und Veränderungen sich mit der Gründung und dem Untergang der Dammstadt ergeben haben und wie sich das auf die damit einhergehende Wandlung des Stadtbildes ausgewirkt hat bzw. welche Kräfte innerhalb und außerhalb einer Stadt einen signifikanten Einfluss auf die städtische Topographie haben, jedoch bin ich mir jetzt darüber im Klaren, auf welche historischen Ereignisse die aus der Luft erkennbaren städtebaulichen Regelmäßigkeiten zurückzuführen sind. Folgendes Luftbild ist hierbei Ausgangspunkt meines (natürlich nicht kompletten) historischen Abrisses, indem ich darlege worin der Ursprung der regelmäßigen Bebauung liegt:
Die Topographie der Stadt Hildesheim war im Laufe der 1200-jährigen Stadtgeschichte immer wieder erheblichen Veränderungen unterworfen. Von der Gründung des Bistums im Jahre 815 bis 2015 wurde das Stadtbild geprägt vom Entstehen, Zusammenwachsen und Verschwinden alter und neuer Siedlungen. Wie bereits erwähnt, ist die Entwicklung einer Stadt u.a. gut an ihrer stetig wandelnden Struktur und Gestalt, anhand ihres Grundrisses abzulesen, da verschiedene Phasen einer Stadtentwicklung sichtbar werden. Die Anordnung der Straßen und Häusern, die Position von wichtigen oder ehemals bedeutenden Gebäuden lassen beispielsweise häufig einen älteren Stadtkern (die Altstadt) und spätere Erweiterungen, Wachstumsprozesse bzw. Bauphasen erkennen.
Bezüglich der Topographie der Stadt Hildesheim im 12. und 13. Jh. ist die Bischofsstadt als ein spezieller Stadttypus von Bedeutung. Als Bischofsstadt gelten Städte mit einem Bischofssitz bzw. Städte, die sich um einen Bischofssitz herum entwickelt haben, so auch Hildesheim mit der Gründung des Bistums im Jahre 815. Im Hochmittelalter erlangten Bischofsstädte zu ihrer größten Bedeutung und haben i.d.R. folgendes gemeinsam: Der Dom (bzw. synonym verwendet die Kathedrale) als Bischofskirche bildete, wie in vielen anderen Bischofsstädten auch, das Zentrum einer Siedlung bzw. einer Stadt, den kirchenrechtlichen Mittelpunkt des Bistums und wurde entsprechend seines Rangs möglichst aufwendig gestaltet – die Bischofssitze, die abgeschlossenen und häufig bewehrten Domburgen, wurden im Verlaufe der Zeit systematisch ausgebaut. Die Zentriertheit der Dome (u.a. durch Symbolhaftigkeit, fortschreitende Territorialisierung und bischöfliche Machtkonsolidierung im Reich) war charakteristisch für hochmittelalterliche Bischofsstädte und ist in den meisten Fällen bis heute noch im Stadtbild zu erkennen.
Neben der baulichen Gestalt dieses Stadttypus, ist einer der interessantesten Aspekte von Bischofsstädten die seit dem 12. Jh. zunehmenden Auseinandersetzung um die politische Führungsrolle, den rechtlichen Status bzw. die Deutungshoheit zwischen den Stadtbewohnern und dem ortsansässigen Bischof. 1145 tauchen Küntzel (2014) zufolge eher beiläufig mehrere burgenses (Bürger) auf und 1161 wird der Begriff civitas erstmals eindeutig auf die bürgerliche Marktsiedlung bezogen. Erstmals wird in einer Urkunde von 1146 Hildesheim als Stadt (civitas) und ihre Einwohner als Bürger burgenses, civis bezeichnet (Germer 2001). Aus dem Begriff civis ist allerdings nicht der auf Bürger einer Stadt im Rechtssinne zu schließen, wie es die ältere Forschung getan hat, denn auch Dorfbewohner wurden als civis bezeichnet (Pischke 2014). Immer mehr Bürgergemeinden und Verwaltungen der Stadt versuchten sich vom geistlichen Oberhaupt zu emanzipieren und mehr Mitspracherechte zu erlangen, welches letztendlich bei der Mehrheit der Bischofsstädten des Mittelalters im Verlaufe der Zeit zur Freien Stadt führte (Mainz 1462 und Münster 1661 bildeten jedoch die Ausnahme und blieben bischöfliche Residenzstadt). Das Ausmaß solcher Konfrontation konnte aber unterschiedlich ausfallen.
Den wachsenden Bedeutungsverlust der Bischöfe im 12. und 13. Jh. bzw. das Erstarken einer Bürgerschaft ist auch an einem äußeren Merkmal, am Stadtbild zu erkennen: das Entstehen von Rathäusern und andere kommunalen Gebäuden sind ein Zeichen dafür, wie das Stadtbild durch politische, rechtliche und ökonomische Entwicklungen verändert bzw. geprägt wird. Bezüglich der Stadt Hildesheim wurde 1217 erstmals ein Rathaus erwähnt, welches höchstwahrscheinlich Mitte des 13. Jh. vom Standort an der St.Andreas Kirche an den heutigen Marktplatz verlegt wurde. Folgendes Luftbild zeigt das Hildesheimer Rathaus mit dem Marktplatz:
Hildesheim war zur Zeit der Gründung Anfang des 9. Jh. (wahrscheinlich im Jahre 815) unter Kaiser Ludwig dem Frommen eine Siedlung und ein Bistum. Wie zuvor bereits kurz erwähnt, entstanden viele westeuropäische Städte u.a. an Kreuzungen wichtiger Handelswege. So kreuzten sich seinerzeit auch in unmittelbarer Nähe von Hildesheim zwei wichtige Verkehrsadern (West-Ost- und Nord-Süd-Fernhandelsstraße). Die West-Ost-Straße, der Hellweg, war einer der wichtigsten Handelswege des mittelalterlichen Reiches und existierte schon seit der Bronzezeit. Das Bistum lag also strategisch günstig, zwischen einer westlich gelegenen Furt am Fluß „Innerste“ und der östlich gelegenen Kreuzung beider Fernhandelsstraßen – außerdem wurde in umliegenden Siedlungen bereits vor der Gründung Hildesheims reger Handel betrieben. Das Bistum Hildesheim (und die Besiedlung des Domhügels) war bei seiner Gründung 815 somit nicht die erste oder einzige Siedlung. Nach derzeitigem Forschungsstand wird angenommen, dass eine im Zuge der Bauarbeiten auf dem Domhügel entstandene Siedlung sich zu einer Markt- und
Handwerkersiedlung weiterentwickelt hat (siehe dazu Pischke, 2014, S.17). Des Weiteren geht man derzeit davon aus, dass diese Siedlung die eigentliche Quelle, der eigentliche Ausgangspunkt der späteren Stadt. Hildesheim ist, und nicht der gesamte Domhügel – die Domburg-Siedlung könnte demnach als suburbium, als Vorstadt oder Vorort gelten. Anfang des 11.Jh. wurde unter Bischof Bernward die Domburg erweitert, ummauert und 1022 nördlich von der Domburg das Benediktinerkloster St. Michael gegründet (die St. Michaelis Siedlung). Die West-Ost-Fernhandelsstraße (der Hellweg) führte jetzt durch das nun ummauerte große Domburgareal – im Osten musste der (Handels-) Verkehr den Weg durch das Peterstor und im Westen durch das Paulstor nahmen. Ebenso wurde 1025 auf Veranlassung durch Bischof Godehard das, bezüglich der Dammstadt (später) relevante, St. Mauritius Stift im Westen von Hildesheim auf dem seinerzeit noch so genannten Zierenberg errichtet. Dort gründete später Bischof Hezilo ein Kollegiatstift und ließ die Stiftskirche St. Mauritius bauen. Derzeitigen Forschungsergebnissen zufolge wurde außerdem 1079 die St. Andreas-Siedlung nordöstlich vom Domberg gegründet. Im Jahr 1167 sind schließlich vier Siedlungen Hildesheims (Domburg, St. Andreas-Siedlung mit der Andreas Kirche, St.Michaelis mit Kloster/Stift Michaelis und Kloster/Stift Heiliges Kreuz, 996 gegründet) von einer (weiteren, äußeren) Mauer, einem Stadtmauerring umgeben.
Propst Poppo (Dekan, bzw. Kapitel des Moritzstiftes) und das Hildesheimer Moritzstift stellen in einer Urkunde von 1196 flämischen Siedlern westlich der Stadt Hildesheim ein Gelände zur Bebauung zur Verfügung. Das Besondere an dieser Urkunde ist, dass sie erstens eine der wenigen überliefert Stadtgründungsurkunden des Mittelalters in Deutschland ist und zweitens, dass in der Urkunde Angaben zur Größe der abzusteckenden Parzellen gemacht werden. Außerdem werden Angaben zum Rechtsstatus der (flandrischen) Siedler gemacht, bzw. einige stadtrechtliche Privilegien gewährt. Vorbild für die Dammstadt war Küntzel zufolge wahrscheinlich der „Hagen“ in Braunschweig, eine der ältesten städtischen Plansiedlungen des Mittelalters in Niedersachsen, gegründet um 1160 durch Herzog Heinrich den Löwen.
Die Ansiedlung von flandrischen Tuchwebern direkt vor den westlichen Toren der Stadt Hildesheim (Pantaleonstor und Süsterntor), erfolgte als ökonomische Maßnahme zur Förderung des Tuchmachergewerbes und unterstand der Herrschaft des Stadtgründers und Stiftsvogts Propst Poppo (Hildesheimer Mauritius-/Moritzstiftes auf dem Zierenberg, später Moritzberg). Die als Kaufmannssiedlung gegründete Dammstadt, mit den dafür eigens angeworbenen flandrischen Einwanderern, wurde an einer strategisch günstigen Stelle platziert, denn das zur Bebauung ausgegebene Land führte entlang des heutigen Bergsteinweges, eine der wichtigsten Ausfall-/Zufahrtsstraßen der Stadt Hildesheim. Der Bergsteinweg, als wesentlicher Teil der Fernhandelsroute, (West-Ostfernhandelsstraße bzw. Hellweg) führte von der Altstadt aus gesehen durch das Pantaleonstor aus der Stadt Hildesheim, über den wichtigsten und festen Übergang über die Innerste, dann entlang der Dammstadt (später mitten durch die Dammstadt) zum Moritzberg und Richtung Westen. Die Gründung der Dammstadt 1196 stellte daher, aus der Warte der (Alt-) Stadt Hildesheim, eine städtische Konkurrenzgründung dar, denn die Dammstädter hätten die Möglichkeit gehabt, den aus dem Westen kommenden Händlern den Zugang zur Stadt Hildesheim zu verwehren oder zumindest zu erschweren. Auf jeden Fall zog die Dammstadt einen Teil des Handels an sich und der Dammstädter Zoll verteuerte Hildesheimer Importe. Für die Hildesheimer war die Dammstadt ein (ökonomischer) Konkurrent, der den eigenen Handelsplatz beeinträchtigte, zumal in der Zeit die Altstadt prosperierte. Ein Konflikt war also vorprogrammiert.
Um 1215 gründete der Hildesheimer Dompropst die, ebenfalls ummauerte (so wird angenommen) Neustadt im Südosten der Altstadt. Die planmäßige Gründung der Neustadt geschah jedoch an einer verkehrsungünstigen Lage, weil sie nicht direkt ans Fernverkehrsnetz angeschlossen war. Die Neustadt hatte eine eigene Pfaffkirche und ebenfalls ein eigenes Rathaus, auf Bitten des Dompropstes Konrad ein Jahr später 1226 von König Heinrich (VII.) Marktrechte verliehen bekommen, Zoll- und Abgabefreiheiten und das Recht zur Einsetzung von Handwerksämtern und Meistern, jedoch keine weiterführenden städtischen Autonomierechte. Wie auch im Falle der Dammstadt bereits dargestellt, stellte diese weitere Stadtgründung für die Altstadt ebenfalls eine Konkurrenzgründung dar und war vom bischöflichen Domprobst auch so beabsichtigt. In Reaktion darauf versuchte die Altstadt die ökonomische Entwicklung der Neustadt negativ zu beeinflussen, indem sie u.a. von externen als auch von Kaufleuten aus der Neustadt den beim Wareneinfuhr und -ausfuhr üblichen Zoll erhoben, welche die Neustädter später aber verweigerten. Die Altstädter verweigerten daraufhin den Neustädtern den Zugang zu Altstadt. Mithilfe des Dompropstes, den Neustädter Stadtherrn, und des Domkapitels erreichten sie, dass Bischof Konrad II. 1246 die Neustädter vom Zoll im Verkehr mit der Hildesheimer Altstadt befreite. Die ehemalige Struktur bzw. den Standort der ehemaligen Neustadt ist auch heute noch gut anhand des aktuellen Stadtgrundrisses abzulesen und viel mir beim Anfertigen der Luftbilder sofort auf:
Wie zuvor bereits bezüglich der Dammstadt erwähnt, hatten diese durch geistliche Institutionen bzw. durch Geistliche (Bischof, Dompropst, Propst und Vogt von St.Mautitius) initiierten Stadtgründung einen ökonomischen Hintergrund: Man versuchte die (Alt-) Stadt, die sich aus der St. Andreas-Siedlung entwickelt hatte, wirtschaftlich zu schwächen und mit zwei eigenständigen und mit Rechten ausgestatteten bürgerlichen Siedlungen/Städte (Dammstadt und Neustadt) sozusagen Gegengewichte zu der Altstadt zu schaffen. Mitte des 13.Jh. ist die Dominanz von Domburg, Klöstern und Stiften endgültig aus dem Hildesheimer Siedlungsbild verschwunden.
Dass die Gründung der Dammstadt 1196 aus der Warte der (Alt-) Stadt Hildesheim eine städtische Konkurrenzgründung darstellte, zeigt u.a. der Versuch der Altstadt, das Dammstädter Tuchmachergewerbe zu schwächen, indem sie 1298 ihnen den Tuchhandel verbot. Das Verbot wurde jedoch 1317 von Bischof Heinrich II. wieder aufgehoben. Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als wiederum der Rat der Dammstadt 1330 eine Satzung zum Recht auf Gewandschnitt bzw. zum Tuchhandel (Detailverkauf von Wolltuchen) erließ und im Jahr darauf damit begann, die Befestigungen gegenüber der Altstadt auszubauen. 1332 hatte es erneut eine Doppelwahl des Bischofs zum Hildesheimer Bischofsstuhls gegeben, wodurch der Konflikt zwischen Altstadt und Dammstadt eskalierte: Der Papst ernannte Graf Erich von Holstein-Schauenburg, das Hildesheimer Domkapitel wählte dagegen Herzog Heinrich von Braunschweig. Der Rat der Altstadt ergriff für Graf Erich Partei (er war der Altstadt verbunden), Herzog Heinrich von Braunschweig (der päpstliche Gegenkandidat des Domkapitels) war jedoch der Dammstadt verbunden. Durch diese Bischofswahl hingen somit der Altstadt und der Dammstadt zwei verschiedenen Kandidaten an. Graf Erich von Schaumburg-Holstein versicherte der Altstadt am 22. November 1332, dass er bei einer Besitzergreifung der Dammstadt beide Städte in einem befestigten Gemeinwesen vereinen werde. Auf Veranlassung von Graf Erich bzw. in Absprache mit ihm, überfielen Weihnachten 1332 dessen Truppen zusammen mit den Truppen des Herzogs Otto (und Altstädter Bürger; Wilke 2006 & Pischke 2014) die Dammstadt und steckten sie in Brand. Die Dammstadt wurde im Zuge dieser Auseinandersetzungen vollständig zerstört. Letztendlich erreicht die Stadt, trotz einer späteren Unterwerfung gegenüber Heinrich, dass ihre städtischen Interessen durchgesetzt wurden, denn die seit der Gründung der Dammstadt 1196 bestehende ökonomische Konkurrenz war nun endgültig eliminiert, vor allem weil Handel und Gewerbe auf dem Gelände nicht wieder ausgeübt werden durften und der Damm nicht wieder befestigt werden durfte.
Abschließend sei gesagt, dass die Gründung der Dammstadt von 1196 exemplarisch oder symptomatisch für die Zeit war und neben den vielen weiteren Stadt- und Siedlungsgründungen wie der Neustadt (nicht nur in Hildesheim), Ausdruck der stetig wachsenden Privilegien, Autonomiebestrebungen und Selbstverwaltungsrechten der im Mittelalter (neu) entstehenden Städte sind. Glücklicherweise können heutzutage aus der Luft, trotz des 2.Weltkriegs, einige ehemalige Strukturen und damit Hinweise auf historische städtebauliche Veränderungen und/oder Ursprünge noch entdeckt und gesehen werden. Die Faszination für die Luftbildfotografie wird mich daher zukünftig weiter beschäftigen….
Zur besseren Orientierung nun nachfolgend eine interaktive Karte zur Sonderausstellung „Hildesheim im Mittelalter – Die Wurzeln der Rose“ mit allen wichtigen Orten & Gebäuden der Stadtgeschichte Hildesheims:
Ebenfalls zur besseren Nachvollziehbarkeit sechs Karten als Slideshow, die sechs verschiedene Zeitabschnitte der Hildesheimer Stadtentwicklung zeigen (aus dem hervorragenden Buch – plus extra Kartenmaterial – von Gudrun Pischke Hildesheim – Von der Domburg zur Grosstadt:
Kartenmaterial aus: Pischke, Gudrun: Hildesheim – Von der Domburg zur Grosstadt. Hildesheim 2014. Geobasisdaten © Stadt Hildesheim
Frau Pischke, der Gerstenberg Verlag und die Stadt Hildesheim (Fachebereich 66.3 – Vermessung und Geodaten) haben mir freundlicherweise die Genehmigung erteilt, die gezeigten fünf Karten für diesen Blog-Artikel zu veröffentlichen!
Da meine Ausführungen zur 1200-jährigen Hildesheimer Stadtgeschichte nur einen zeitlichen Ausschnitt zeigen und ich hier natürlich nicht die vollständige Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Stadt Hildesheim mit den verschiedenen Entwicklungsstadien und -linien und allen Siedlungsgründungen darlegen kann, sei folgenden Literatur und einige Links zur weiteren Lektüre empfohlen. Insbesondere das Buch von Pischke hat es mir sehr angetan und ich kann es wärmsten weiterempfehlen, da die Stadtgeschichte sehr übersichtlich in 15 Zeitabschnitte mit je einer Stadt- und Umlandkarte unterteilt wurden und man somit den historischen Verlauf besser nachvollziehen kann:
- Ehlers, Caspar: Die Stadtentwicklung Hildesheims im Vergleich, in: Hildesheim im Mittelalter. Die Wurzeln der Rose. Hildesheim 2015.
- Germer, Andrea: Geschichte der Stadt Hildesheim bis 1945, in: Landeszentrale für politische Bildung Hannover (Hg.), Hildesheim – Stadt und Raum zwischen Börde und Bergland, Schriftenreihe der Niedersächsischen Landeszentrale für Politische Bildung – Niedersachsen – Vom Grenzland zum Land der Mitte, Folge 5, Hildesheim 2001.
- Hergemöller, Bernd-Ulrich: Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt im Mittelalter. Darmstadt 2000.
- Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150 – 1550: Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft. Wien 2014.
- Küntzel, Thomas: Die Dammstadt von Hildesheim: Ideal und Realität einer hochmittelalterlichen Stadtgründung, in: Concilium medii aevi. Bd.10. S. 1-32
- Küntzel, Thomas: Zwölf Ruten lang, sechs Ruten breit? – Überlegungen zur Grundstücksaufteilung in der Dammstadt von Hildesheim, in: Forum urbes medii aevi Bd.4. 2007. S. 52-65.
- Meckseper, Cord: Stadt im Wandel. Stuttgart 1985.
- Reicher, Christa: Städtebauliches Entwerfen. Wiesbaden 2014.
- Reyer, Herbert: Kleine Geschichte der Stadt Hildesheim. Hildesheim 1999.
- Schilling, Ruth: Stadtbild, in: Enzyklopädie der Neuzeit. Stuttgart 2005.
- Wilke, Jürgen: Konrad II. von Erbach, in: Kruppa, Nathalie (Hrsg.): Germania Sacra. Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim 4. Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398. Berlin 2006.
- http://www.inschriften.net/hildesheim/einleitung/3-die-standorte-derinschriften.html (Letzter Zugriff: 22.09.2015)
- http://www.hildesheim-im-mittelalter.de (Letzter Zugriff: 22.09.2015)
- Freitag, Werner: Stadttypen: http://www.unimuenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/stadttypen/index.html (Letzter Zugriff: 22.09.2015)
- Lampen, Angelika, Schmidt, Christine D.: Stadtbegriff: http://www.unimuenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/Definitionen.html (Letzter Zugriff: 22.09.2015)
- Reichert, Sabine: Bischofstadt/Kathedralstadt: http://www.unimuenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/stadttypen/bischofsstadt_kathedralstadt.html (Letzter Zugriff: 22.09.2015)
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Jahresprojekt Herrenhäuser Gärten
Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit, Fotos von den Herrenhäuser Gärten Hannover anzufertigen. Es war eines meiner bis dato größten und aufwendigsten Jahresprojekte. Fünfzehn mal war ich in Hannover, um die Gartenanlagen zu interessanten Lichtstimmungen (Sonnenuntergänge / Blaue Stunde) und anlässlich der mehrmals im Jahr stattfindenden Illumination zu fotografieren. Ebenso konnte ich dreimal bei dem 25. Internationalen Feuerwerkswettbewerb der Herrenhäuser Gärten anwesend sein und die fantastischen Feuerwerke auf den Chip bannen!
Wie es der Zufall will, wurden die Herrenhäuser Gärten genau in diesem Jahr mit dem Europäischen Gartenpreis 2015 ausgezeichnet! Der Preis wird seit 2010 vom größten Gartennetzwerk Europas, dem Europäischen Gartennetzwerk EGHN (European Garden Heritage Network) und der Stiftung Schloss Dyck vergeben. Dieses vertritt 170 Mitglieder in zwölf Ländern. 2015 wurde erstmals ein deutscher Park in der Kategorie „Historische Gärten“(„Beste Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens“) ausgezeichnet und konnte sich damit gegen andere Finalisten (Parks in England und Italien) durchsetzen und die international besetzte Jury aus Gartenexperten überzeugen.
Der Pressemitteilung vom 4. September 2015 der Stiftung Schloss Dyck (Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur) ist zu entnehmen: „Die barocken HERRENHÄUSER GÄRTEN in Hannover verbinden in idealer Form gepflegte Gartenkunst mit zahlreichen Veranstaltungen, konsequentem Marketing und dem wiederhergestellten Schloss als zusätzliche Attraktion.“
Historischer Abriss
Als kurzer historischer Abriss sei erwähnt, dass 1638 ein Herzog Georg von Calenberg in der Nähe des Dorfes Haringehusen ein herzogliches Vorwerk (vom Haupthof getrennter landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenen Wirtschaftsgebäuden) zur Versorgung des hannoverschen Hofes anlegen ließ. Eine erste Erwähnung des Dorfes Haringehusen / Hargeringehusen geht auf das Jahr 1022 zurück. Der Sohn des Herzogs, Johann Friedrich, kam 1665 an die Macht und benannte den Ort in Herrenhausen um. Er ließ ein (Lusthaus / Sommer-) Schloss errichten und beauftragte seinen Gärtner Michael Grosse mit der Anlage eines ersten Lustgartens.
Unter Kurfürst Ernst August (1679-1698), dem Bruder des Herzogs Johann Friedrich, entwickelte sich nach dessen Tod der hannoversche Hof zu einem der prunkvollsten in Deutschland. Im Hinblick auf die Entwicklung der Herrenhäuser Gärten (des großen Gartens) stellte seine Regierungszeit eine der entscheidendsten Phasen dar. Denn die Frau Ernst Augusts (durch ihn wird das bisherige Herzogtum 1692 ein Kurfürstentum), Kurfürstin Sophie (1630-1714), soll die Gestaltung und den Ausbau des Gartens entscheidend beeinflusst haben, bzw. die Gartenanlage als ihr Lebenswerk angesehen haben. Herrenhausen wurde sozusagen von einer kleinen Ortschaft zur großen barocken Gartenanlage, zu einer international renommierten Sehenswürdigkeit.
Die 150ha große Anlage der Herrenhäuser Gärten besteht aus mehreren Gärten – dem Berggarten, Georgengarten und dem Großen Garten. Das historische Kernstück, der Große Garten (dort habe ich alle meine Bilder angefertigt) wurde von 1666 bis 1714 gebaut, umfasst eine Größe von 50,2 ha (Länge 905 Meter, Breite 555 Meter) und wird von einer rechteckigen Graft eingegrenzt. Diese Zahlen verdeutlichen bereits, dass ein einziger Besuch nicht ausreicht, um erschöpfend und in Ruhe sich alles (32 Skulpturen, Wasserspiele, Beete, Pavillons, Gartentheater & Sondergärten) anzuschauen, zumal es im Garten fast schon versteckt liegende Bereiche gibt. Und auch wenn die große Fontäne mit ihren 72 Metern Höhe beeindruckt (seinerzeit die höchste Europas), so war von Beginn an der Neptunbrunnen im Orangenparterre mein Lieblingsmotiv.
Der Große Garten gehört zu den umfangreichsten und schönsten, noch fast komplett im originalen Zustand erhalten gebliebenen Barockgärten Europas – mit Ausnahme des Schlosses. Denn das ursprünglich im barocken Stil errichtete und später im klassizistischen Stil umgebaute Schloss wurde im Oktober 1943 durch einen britischen Bombenangriff zerstört und erst im Jahre 2013 wieder aufgebaut. Heute wird es vor allem als Kongress-/Tagungszentrum genutzt und wurde im vergangenen Jahr ebenfalls ausgezeichnet – als beste „Tagungslocation“ in Deutschland.
Natürlich ist die komplette Gartenanlage historisch gewachsen und war dementsprechend Veränderung unterworfen, aber wenn man sich vor Augen hält, dass während des 2. Weltkrieges die Stadt den Großen Garten verwildern ließ, um den alliierten Bomberstaffeln die Orientierung zu erschweren, Teile des Gartens sogar als Gemüseanbaufläche genutzt wurden und während eines Angriffs innerhalb kurzer Zeit hunderte Bomben auch die gesamte Anlage zerstörten, dann ist es umso erstaunlicher, wie perfekt die blühenden Grünareale jetzt erscheinen – als ob nichts passiert wäre.
Auf mein Jahresprojekt zurückblickend, ist doch immer wieder schön festzustellen, dass jeder (Aufnahme-) Tag anders ist. Das ist jetzt für einen sehr aktiven Fotografen kein neue Erkenntnis, dennoch ist es jedes mal spannend, diese Erfahrung erneut zu machen, immer wieder eine andere Atmosphäre, eine andere Wettersituation, andere Lichtstimmungen zu erleben. An einem Abend ist das Licht milchig, an einem anderen sehr klar und im Herbst beispielsweise neblig-feucht und das erzeugt dann eine ganz eigene, ungewöhnliche Stimmung. Sofern die Bewölkung nicht allzu stark ist, hat jede Wettersituation ihren eigenen Charme und lässt die ganze Pracht der Gartenanlagen sprichwörtlich in einem anderen Licht erstrahlen. Auch die Musik, welche allabendlich erklingt (Händels Wassermusik), trägt zur besonderen Stimmung vor Ort bei und ist für mich als Fotograf, welcher sich auf historische Baudenkmäler (Schlösser, Burgen, Kirchen, Dome, Rathäuser, Gartenanlagen), Stadtpanoramen und Landschaften spezialisiert hat, etwas nicht Alltägliches. Wenn dann zeitgleich zur Musik die Hecken, Skulpturen und Wasserspiele illuminiert werden, erstrahlt auch nach Sonnuntergang der Garten in einem ganz anderen Licht (jeweils an bestimmten Illuminationsabenden im Laufe eines Jahres).
Die Feuerwerksabende des Internationalen Feuerwerkswettbewerbs sind natürlich dort das Highlight und immer ein unglaubliches und unbeschreibliches Erlebnis. Wie es die Pyrokünstler immer wieder schaffen, synchron zur Musik mit ausgeklügelten Effekten die Menschen zu verzaubern, ist wirklich eine hohe, aber leider auch vergängliche Kunst! Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, dem empfehle ich, mindestens einmal sich ein solches Feuerwerk anzuschauen. Solch ein großes Pyro-Event ist nun einmal nicht alltäglich und gerade in einer solchen Umgebung faszinierend.
Interessante und empfehlenswerte Internetseiten zum Thema Herrenhäuser Gärten/historische Gartenanlagen bzw. Informationsmaterial zur Planung eines Besuchs:
Freunde der Herrenhäuser Gärten
Offizieller Online Auftritt der Herrenhäuser Gärten Hannover
Offizielle Facebook Seite der Herrenhäuser Gärten Hannover
Übersichtskarte Herrenhäuser Gärten
Sehenswürdigkeiten in Hannover: Moderner Messeplatz mit Geschichte
Herrenhäuser Gärten – Wo Hannover prächtig ist
Top 7 der schönsten, barocken Gärten Europas
Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover – Das Standardwerk über Herrenhausen (ca. 292 Seiten), von Bauforschern, Garten-, Literatur- und Kunsthistorikern geschrieben, bebildert mit Fotos vom deutschen Fotografen Wolfgang Volz. Wallstein Verlag (1. Dezember 2006) / ISBN-10: 3835300539 / ISBN-13: 978-383530053
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Das Canon EF 70-300 f4 L IS USM habe ich nun seit über zwei Jahren im Einsatz und bis jetzt habe ich mit diesem Telezoom fast nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Da meine verwendete Hauptkamera seit Sommer letzten Jahres die Sony Alpha 7 (ILCE-7) und nicht mehr die Canon EOS 650D oder Sony Alpha 57 ist, benötige ich für einige Aufnahmesituationen ein Original Sony FE Objektiv. Der Autofokus über einen Adapter ist einfach viel zu langsam, als dass ich diese Kombination (Sony Alpha 7 + Adapter + Canon Objektive) z.B. für bewegte Motive, Luftbilder, aber auch für Portraits verwenden kann. Für bestimmte Shootings habe ich in der Vergangenheit das Sony FE 70-200 mm F4 G OSS benutzt. Da ich während des Fotografierens im Vergleich zum Canon Telezoom keine sichtbaren Unterschiede bezüglich der Schärfe oder deutlich spürbare Unterschiede bezüglich des Autofokus bemerkt habe, wollte ich in einer Vergleichs-Aufnahme-Reihe beide Objektive (Canon EF 70-300 & Sony FE 70-200) direkt miteinander vergleichen. Für meine Arbeit interessiert mich nur, ob die Bilder in der Hundertprozent-Ansicht scharf und frei von Lichtreflexen (lens flares) sind, ob das Objektiv eine nicht allzu große Verzeichnung aufweist und wie gut der Bildstabilisator arbeitet. Mein verwendetes Equipment darf mich beim Fotografieren nicht behindern, aber Pixelpeeping betreibe ich nicht und es hat für mich nichts mehr mit Fotografie zu tun.
Das Sony FE 70-200 mm hat eine durchgehende Lichtstärke von Blende 4 und einen eingebauten optischen Bildstabilisator (an den Alpha 7 Modellen ist ein zusätzlicher Bildstabilisator im Kameragehäuse eingebaut). Das Canon EF 70-300 wartet offenblendig mit f4 bis 5.6 bei 300m auf und hat ebenfalls einen integrierten Bildstabilisator.
Alle Vergleichsaufnahmen sind mit einer Sony Alpha 7 auf einem Stativ mit Kabelauslöser gemacht worden (in der 100% Ansicht manuell fokussiert) und zeigen den Braunschweiger Rathausturm (das ganze Bild zeigt den Rathausturm mit Löwendenkmal vom Burgplatz im Vordergrund bei 70mm). Bei dieser Gegenüberstellung vergleiche ich bei beiden Objektiven natürlich nur den Brennweitenbereich von 70 bis 200mm jeweils für das Zentrum (mit Bilder) und den Randbereich. Die Randschärfe des Canon 70-300 würde ich bei Offenblende (Blende 4) als sehr gut, beim Sony FE 70-200 als gut bezeichnen. Das Bildzentrum beider Objektive ist scharf, abgeblendet äußerst scharf – die Unterschiede sind sehr gering!
Das Motiv als Ganzes (Ausgangsbild)
Canon EF 70-300 L IS USM Sony FE 70-200 mm F4 G OSS (SEL70200G)
Fazit
Beide Objektive sind für meine Anwendungen (Architektur, Landschaften, Luftbilder) super und lassen fast keine Wünsche offen. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und treffsicher, einzig beim Sony bin ich nicht hundertprozentig zufrieden. Denn mit dem Sony 70-200 habe ich etwas zu viele unscharfe Bilder, was entweder am nicht perfekten Bildstabilisator oder möglicherweise am nicht ganz ausgereiften Autofokus-System der verwendeten Sony Alpha 7 liegt. Laut Berichten anderer (beispielsweise Traumflieger) soll mit der neue Sony Alpha 7R II das Fokussieren deutlich schneller gehen, und in absehbarer Zeit kann ich hier weiteres dazu berichten (die Sony Alpha 7 hat nur 25 AF-Felder, die 7R II jedoch 399 Af-Felder). Aber den Meisten dürfte klar sein, dass neben einem schnellen Motor im Objektiv auch ein sehr gutes Autofokus-System einer Kamera maßgeblich dafür verantwortlich ist, wie schnell und zuverlässig Motive erfasst werden, und die Sony Alpha 7 oder 7R sind natürlich keine Kameras für Sport- oder Tierfotografie – da wäre dann eine Canon EOS 7D Mark II, 5D Mark III / IV oder 5DS (R) eher geeignet. Interessantes und in diesem Zusammenhang erwähnenswertes Feature beim Sony ist ein Fokuslimiter, welcher das Eingrenzen des Fokusbereiches erlaubt und damit beim Fokussiervorgang verhindert, dass der komplette Fokusbereich „abgefahren“ wird. Die Schärfe ist bei beiden Objektiven durchweg sehr gut – Pixelpeeper würden in der Hundertprozent-Ansicht dem Canon EF 70-300 L IS USM ca. 5-10% mehr an Schärfe attestieren, was jedoch in der photographischen Praxis vernachlässigbar ist. In Gegenlichtsituationen habe ich beim Canon Telezoom leider häufiger unschöne und deutlich sichtbare Lichtreflexe erhalten, die doch sehr störend sind. Inwieweit dies bei anderen Telezooms von Canon (z.B. dem Canon EF 70-200 2.8 L IS USM II) auftritt, kann ich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht sagen.
Zum Abschluss jeweils pro Objektiv zwei Beispielfotos aus der Praxis, denn für mich zählt vor allem das fertige Bild als Ganzes und nicht das pingelige Suchen nach dem letzten Rest an Schärfe in den äußersten Rändern oder das penible Fahnden nach minimaler kissen- oder tonnenförmiger Verzeichnung:
Update 12.01.2017: Wie ich bereits im Fazit vermutete, ist der Autofokus der Sony Alpha 7RII deutlich schneller und treffsicherer als der der Sony Alpha 7. Letztere Kamera ist für bestimmte Aufnahmesituationen (mit Original Sony FE Objektiven) einfach nicht geeignet. Mit der 7RII hatte ich während eines Shootings nur ca. 20% Ausschuss, mit der Alpha 7 ca. 50%! Interessant wäre jetzt noch der Vergleich mit der neuen Canon EOS 5D Mark IV – Erfahrungsbericht folgt später.
Weitere zu empfehlende Tests:
Traumflieger Test Canon EF 70-300mm L IS USM
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